Spätestens seit 2015, als der britische Film "Suffragette – Taten statt Worte" von Sarah Gavron in die Kinos kam, kennen fast alle Menschen die kämpferischen Wahlrechtsaktivistinnen aus Großbritannien. Sie warfen Scheiben ein, ließen Briefkästen explodieren, fluteten die Orgel in der Londoner Albert Hall und ließen sich öffentlichkeitswirksam verhaften, um dann im Gefängnis in den Hungerstreik zu treten. Was diese Frauen für eine aus heutiger Sicht gemäßigte Wahlreform hinnahmen, scheint bemerkens- und bewundernswert.
Dabei wird fast immer übersehen, dass diese Art des Kampfes nur von einer Minderheit in Großbritannien durchgeführt wurde, es aber in allen Ländern weltweit Bewegungen zum Erreichen des Frauenwahlrechtes gab. So auch in Deutschland! Dabei setzten auch hier die Aktivistinnen auf Sichtbarkeit und Werbung. Spätestens nach 1908, als die Forderungen nach dem Frauenwahlrecht richtig Fahrt aufnahmen, sollte jede und jeder mit der Forderung in Berührung kommen, auch und gerade an Orten, die nicht von vornherein mit diesem Thema verbunden waren. Und so entwickelten die Frauen des Verbandes für Frauenstimmrecht in dieser Zeit diverse Werbematerialien, z.B. Frauenstimmrechtskarten, Broschüren, Zeitungen, Anstecker, Sammeldosen und eben auch kleine Stimmrechtsmarken, die auf jeden Brief geklebt werden konnten. Bei einer solchen Sendung war dann ganz klar, dass die Absenderin sich für das Frauenwahlrecht einsetzte und auch öffentlich dafür warb. Dass dies wichtig war, wurde in der eigenen Zeitung, in der Zeitschrift für Frauen-Stimmrecht immer wieder den Abonnentinnen klargemacht. Dort war zu lesen: