Die Pfalzgrafschaft bei Rhein zählte im späten Mittelalter zu den bedeutendsten Fürstentümern des deutschen Südwestens. Als ranghöchste weltliche Kurfürsten und Reichsvikare nahmen die Pfalzgrafen eine zentrale Bedeutung in der Reichspolitik ein, als Landesherren gelang ihnen die Formierung einer hegemonialen Stellung am Oberrhein. Ihr königsgleicher Lehnshof entfachte eine weit über ihre eigentlichen Herrschaftsgebiete reichende Strahlkraft, die Heidelberger Residenz war mit Schloss, Heiliggeiststift und Universität auch kulturell von herausragender Bedeutung.
Was ist das Themenportal "Urkunden der Pfalzgrafen"?

Karte VI,3: Territoriale Entwicklung der Kurpfalz von 1156 bis 1792, bearb. von Meinrad Schaab und Peter Moraw. | Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg / Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung
Eine Erschließung der reichen schriftlichen Überlieferung des Fürstentums über die gedruckten, bis zum Jahr 1410 reichenden Pfalzgrafenregesten hinaus gilt daher seit Jahrzehnten als drängendes Forschungsdesiderat. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt zielt darauf ab, schrittweise die Urkunden der spätmittelalterlichen Kurfürsten von der Pfalz zu erschließen und der Öffentlichkeit über ein Themenportal in Archivportal-D zur Verfügung zu stellen.
Im Themenportal "Urkunden der Pfalzgrafen" finden Sie rund 7.000 Urkunden mit ihren Regesten (inhaltliche Zusammenfassungen) aus den Regierungszeiten der Kurfürsten Friedrich I. gen. "der Siegreiche" (1425-1476) und Philipp gen. "der Aufrichtige" (1448-1508). Zahlreiche der Urkunden waren bislang nicht erschlossen oder an unzugänglicher Stelle publiziert. Die Urkunden sind mit hochauflösenden Digitalisaten verknüpft (mit Ausnahme weniger Bestände aus rechtlichen Gründen), was eine Überprüfung des Regests am Original ermöglicht. Enthalten sind sowohl Urkundenausfertigungen wie auch Abschriften aus der reichhaltigen kopialen Überlieferung.
Folgende staatliche Archive waren mit ihren pfalzgräflichen Urkunden aus dem Zeitraum 1449-1508 am Projekt beteiligt: Landesarchiv Baden-Württemberg - Generallandesarchiv Karlsruhe, Landeshauptarchiv Koblenz, Landesarchiv Speyer, Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Staatsarchiv Amberg sowie Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abt. I (Ältere Bestände) und Abt. III (Geheimes Hausarchiv).
Die Urkunden sind für komfortable Recherchemöglichkeiten mit zahlreichen Indizes und Schlagworten verknüpft (14 Themen sowie über 570 Sachschlagworte, 2.300 Orte und 7.400 Personen). Bitte beachten Sie die vielfältigen Möglichkeiten zum Suchen und Entdecken im reichhaltigen Urkundenbestand des Themenportals.
Die Bearbeitung der vorliegenden Urkunden erfolgte 2022-2025 im Rahmen des von der DFG geförderten Projekts "Urkunden der Pfalzgrafen bei Rhein. Erschließung, Digitalisierung und virtuelle Zusammenführung zwischen 1449 und 1508 entstandener Dokumente aus Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz als Themenportal im Archivportal-D".
Was ist im Themenportal enthalten?
Das Themenportal präsentiert einen zentralen Nukleus der Urkundenüberlieferung der Kurfürsten Friedrichs I. und Philipps von der Pfalz. Eine vollständige Erschließung und Präsentation aller Urkunden der beiden Pfalzgrafen bei Rhein von 1449 bis 1508 war und ist aufgrund der enormen Masse an vorhandenem Schriftgut des Zeitraums mit dem Projekt nicht angestrebt. Eine detaillierte Übersicht der herangezogenen Bestände und zur Auswahl der Urkunden erhalten Sie bei den Informationen zu den Projektpartnern.
Im Wesentlichen lassen sich innerhalb des Themenportals vier Urkundengruppen unterscheiden:
- Ausfertigungen der beiden Kurfürsten.
- Lehnsreverse von Adligen, in denen zuweilen die Verleihungsurkunde inseriert ist.
- Urkunden der Kurfürsten Friedrich I. und Philipp, die sich in ausgewählten Kopialbüchern befinden. Hierbei handelt es sich um Abschriften, die vornehmlich zeitnah in der kurpfälzischen Kanzlei und anderen Kanzleien zu Verwaltungszwecken angelegt wurden. 14 Kopialbücher des Generallandesarchivs Karlsruhe wurden für das Projekt vollständig erschlossen.
- Dadurch sind auch Urkunden und Notizen anderer Aussteller ein Teil des Themenportals. Diese Schriftstücke reichen vom 11. bis ins 16. Jahrhundert.
Kein Bestandteil des Themenportals sind bislang Urkunden, die a) vereinzelt in weiteren Beständen der beteiligten Archive vorhanden sind, b) in nicht berücksichtigen Kopialbüchern zu finden sind, c) in Archiven und weiteren Institutionen jenseits der Projektpartner liegen. Das Projekt lädt ausdrücklich zu Ergänzungen ein. Wie sich Institutionen, die über Urkunden der Kurfürsten von der Pfalz verfügen, einbringen können, erfahren Sie hier.
Detailliertere Informationen zum Projekt, zur wissenschaftlichen Kontextualisierung sowie zu ersten Auswertemöglichkeiten finden sich in folgendem Sammelband, der auf eine Tagung vom 24./25. Oktober 2023 in Karlsruhe zurückgeht:
Ein neuer Frühling für die Pfalz: Erste Ergebnisse und Perspektiven eines digitalen Urkundenprojekts 1449-1508, hrsg. von Rainer Brüning/Benjamin Müsegades/Andreas Neuburger/Jörg Peltzer (Werkhefte des Landesarchivs Baden-Württemberg 32), Ostfildern 2024 [Open Access: https://doi.org/10.53458/books.285].
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