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nationalsozialistischen Unrechts

Podcast

Für die Podcast-Reihe „Sprechende Akten: NS-Opfer und ihr Ringen um Entschädigung“ wurden Entschädigungsakten aus dem Landesarchiv Baden-Württemberg ausgesucht, die die Geschichten und Schicksale hinter den Verfahren lebendig werden lassen. Sie zeigen, wie unterschiedlich die Behörden über die Zahlungen entschieden und wie widersprüchlich die Ergebnisse waren – bei dem Versuch eines Landes, auf das gerade erst verursachte Leid eine (materielle) Antwort zu finden.

Sprechende Akten ist eine Produktion des Landesarchivs Baden-Württemberg. Umgesetzt von WE ARE PRODUCERS in Zusammenarbeit mit POOL ARTISTS. Finanziert vom Bundesministerium der Finanzen.

Folge 1: Fortdauernde Diskriminierung? Der lange Kampf der Martha B. um ihre Anerkennung als NS-Verfolgte.

Titelbild des Podcast Sprechende Akten
Buch: Nilz Bokelberg; Redaktion: Lisa Victoria Hertwig; Aufnahme, Sounddesign & Mischung: Michael Viol; Musik: Falk Andreas; Erzählerin: Ulrike Kapfer; In den weiteren Rollen: Elke Appelt, Sungur Bentürk, Anne Düe, Roman Kern, Stefan Lehnen, Christian Olah, Sebastian Pahl, Lisa Marie Sauerbrey, Bernhard Schütz, Sven Sommer | Landesarchiv Baden-Württemberg | Landesarchiv Baden-Württemberg

Martha B., geboren am 6. Januar 1919 in Stuttgart, war im Sinne der NS-Rassenideologie zu einem Viertel Sintiza, gehörte also zur Minderheit der Sinti und Roma, die von den Nationalsozialisten schikaniert und verfolgt wurde. Sie und eine ihrer Töchter wurden im März 1943 in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Martha B. überlebte die Haft in drei Konzentrationslagern mit bleibenden körperlichen Schäden. Ihre Tochter starb in Auschwitz.

Im Mai 1946 kehrte Martha B. wieder nach Stuttgart zurück und beantragte Wiedergutmachungsleistungen. Die Bearbeitung ihrer Anträge zog sich bis in die 1960er Jahre hin. Für Sinti und Roma war es auch wegen ihrer fortdauernden gesellschaftlichen Diskriminierung in der frühen Bundesrepublik besonders schwer, ihre Entschädigungsansprüche erfolgreich geltend zu machen. Martha B. verstarb 2007 im Alter von 88 Jahren.

Das Transkript zur ersten Folge ("Fortdauernde Diskriminierung? Der lange Kampf der Martha B. um ihre Anerkennung als NS-Verfolgte.") finden Sie hier: PDF

Folge 2: Eine gestohlene Jugend. Der kommunistische Widerstandskämpfer Hans Gasparitsch.

Titelbild Podcast "Sprechende Akten"
Buch: Nilz Bokelberg; Redaktion: Lisa Victoria Hertwig; Aufnahme, Sounddesign & Mischung: Michael Viol; Musik: Falk Andreas; Erzählerin: Ulrike Kapfer; In den weiteren Rollen: Elke Appelt, Gerald Blomeyer, Jennifer Günther, Nora Jokhosha, Arne Kapfer, Roman Kern, Bjoern Krass-Koenitz, Sebastian Pahl, Bernhard Schütz, Sven Sommer, Michael Viol | Landesarchiv Baden-Württemberg

Hans Gasparitsch (*30. März 1918 in Stuttgart), sozialisiert im Umfeld der Arbeiter-Jugendbewegung, gründete nach dem Verbot der Arbeiterorganisationen durch die Nationalsozialisten eine Wiederstandsgruppe. Im März 1935 wurde er – siebzehnjährig – beim Anbringen von Parolen „Rot Front“ und „Hitler = Krieg“ im Stuttgarter Schlossgarten verhaftet. Nach einjähriger Untersuchungshaft in der Stuttgarter Zentrale der Gestapo wurde er zu einer zweieinhalbjährigen Strafe wegen Hochverrat verurteilt und ins KZ Dachau gebracht. Das Kriegsende erlebte er im KZ Buchenwald, wo er an der Selbstbefreiung der Häftlinge beteiligt war.

Hans Gasparitsch beantragte 1946 in Stuttgart Entschädigungszahlungen für die erlittene 10-jährige Haftzeit, die ihm auch zügig gewährt wurden. Probleme bekam er erst, nachdem er sich zu Studienzwecken vorübergehend in der DDR aufgehalten hatte. Seine Wiedergutmachungsverfahren zogen sich bis Anfang der 1990er Jahre hin. Hans Gasparitsch verstarb 2002 im Alter von 84 Jahren.

Das Transkript zur zweiten Folge ("Eine gestohlene Jugend. Der kommunistische Widerstandskämpfer Hans Gasparitsch") finden Sie hier: PDF

Folge 3: Suse Rosen und Hermann Horner. Eine Tänzerin und ein Opernsänger im Visier der Nationalsozialisten.

Titelbild Podcast "Sprechende Akten"
Buch: Nilz Bokelberg; Redaktion: Lisa Victoria Hertwig; Aufnahme, Sounddesign & Mischung: Michael Viol; Musik: Falk Andreas; Erzählerin: Ulrike Kapfer; In den weiteren Rollen: Frederic Böhle, Djamila Brauer, Rita Feldmeier, Nora Jokhosha, Bjoern Krass-Koenitz, Christian Olah | Landesarchiv Baden-Württemberg

Suse Rosen, geboren am 7. März 1910 in Dresden, war seit 1927 als Tänzerin und ihr 1892 im polnischen Rzeszów geborener Kollege Hermann Horner seit 1929 als Bassbariton am Stuttgarter Theater engagiert. Das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 beendete ihre Karrieren. Sie wurden wie viele andere jüdische Beschäftigte entlassen.

Hermann Horner kehrte nach Rzeszów zurück. Nach der deutschen Besetzung Polens 1939 wurden er und seine Familie deportiert und schließlich im Vernichtungslager Belzec ermordet. Horners Nichte stellte als nächste Hinterbliebene 1958 einen Antrag auf Wiedergutmachung. Aufgrund eines gerichtlichen Vergleichs erhielt sie 1963 eine einmalige Entschädigungszahlung. Für Suse Rosen begann nach ihrer Entlassung in Stuttgart eine Odyssee durch Europa, ohne eine neue berufliche Perspektive. Sie verbrachte – gesundheitlich angeschlagen – einige Jahre in der Schweiz, bevor sie 1955 in die USA auswanderte. 1963 kehrte sie für ihr Wiedergutmachungsverfahren eigens nach Deutschland zurück. Sie erhielt für den erlittenen Schaden im beruflichen Fortkommen Entschädigung. Sie starb 1968 in Locarno.

Das Transkript zur dritten Folge ("Suse Rosen und Hermann Horner. Eine Tänzerin und ein Opernsänger im Visier der Nationalsozialisten") finden Sie hier: PDF

Folge 4: Wilhelm Adami. Tödliches Ende einer Zufallsbekanntschaft.

Titelbild Podcast "Sprechende Akten"
Buch: Nilz Bokelberg; Redaktion: Lisa Victoria Hertwig; Aufnahme, Sounddesign & Mischung: Michael Viol; Musik: Falk Andreas; Erzählerin: Ulrike Kapfer; In den weiteren Rollen: Elke Appelt, Frederic Böhle, Elmar Börger, Robert Frank, Jessica Goetz, Jennifer Günther, Nora Jokhosha, Bjoern Krass-Koenitz | Landesarchiv Baden-Württemberg

Im März 1944 begegneten sich Wilhelm Adami (* 5. Mai 1887) und Artur Ebert (* 16. März 1906) rein zufällig in der Wohnung des Ehepaars Dümmig in Karlsruhe. Wilhelm war damals als selbständiger Steuerberater tätig – beim Finanzamt war er aufgrund seiner politischen Einstellung bereits 1933 entlassen worden und danach zur Vermeidung weiterer beruflicher Nachteile in die NSDAP eingetreten. Wegen abfälliger Äußerungen über die deutsche Kriegsführung und deren mangelnde Erfolgsaussichten denunzierte ihn Ebert. Adami wurde verhaftet und zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt. Er starb am 4. April 1945 im Gefängnis Coswig in Sachsen unter ungeklärten Umständen.

Wilhelms Frau Maria beantragte für ihren verstorbenen Mann Wiedergutmachungsleistungen. Für Verzögerungen sorgte Wilhelms Mitgliedschaft in der NSDAP, deren opportunistischer Charakter aber am Ende anerkannt wurde. Frau Adami erhielt neben sachbezogenen Beihilfen ab Mitte der 1950er Jahre Entschädigungszahlungen. Artur Ebert wurde wegen der Denunziation 1949 zu zwei Jahren Haft und zu Entschädigungszahlungen verurteilt.

Das Transkript zur vierten Folge ("Wilhelm Adami. Tödliches Ende einer Zufallsbekanntschaft.") finden Sie hier: PDF

Folge 5: Jette Frankfurter. Eine jüdische Rentnerin und die Debatte um ihre Haftentschädigung.

Titelbild Podcast "Sprechende Akten"
Buch: Nilz Bokelberg; Redaktion: Lisa Victoria Hertwig; Aufnahme, Sounddesign & Mischung: Michael Viol; Musik: Falk Andreas; Erzählerin: Ulrike Kapfer; In den weiteren Rollen: Christa Andreas, Elke Appelt, Gerald Blomeyer, Frederic Böhle, Elmar Börger, Rita Feldmeier, Renate Fleischhauer, Robert Frank, Christian Olah, Sven Sommer | Landesarchiv Baden-Württemberg

Jette Frankfurter, geboren am 15. Mai 1875, betrieb einen Verkaufsstand mit Blumen, Spielwaren und Süßigkeiten im Mannheimer Rosengarten. Im Februar 1936 wurde sie von konkurrierenden Verkäufern als Jüdin denunziert. Daraufhin entzog man ihr die Erlaubnis zum Betreiben des Verkaufsstandes. Am 22. Oktober 1940 wurde Jette Frankfurter zusammen mit über 6.500 Jüdinnen und Juden aus Baden und der südlichen Pfalz in das Konzentrationslager Gurs in Südfrankreich deportiert. Nach ihrer altersbedingten Entlassung aus dem KZ Noé am 19. August 1943 verbrachte man sie zwangsweise in ein jüdisches Altenheim, wo sie bis zu ihrer Rückkehr nach Mannheim im September 1946 verblieb.

Aufgrund ihrer finanziellen Notlage erhielt Jette Frankfurter ab 1947 für knapp zwei Jahre monatliche Beihilfe-Zahlungen und nach einem längeren Verfahren ab 1951 Entschädigung, jedoch – trotz der haftähnlichen Bedingungen im Altenheim – nur für die Haftzeit im KZ. Jette Frankfurter verstarb 1968 im Alter von 92 Jahren in Mannheim.

Das Transkript zur fünften Folge ("Jette Frankfurter. Eine jüdische Rentnerin und die Debatte um ihre Haftentschädigung.") finden Sie hier: PDF

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